Preiserhöhungen "Wahre Kosten" bei Penny: So kam die Aktion bei Kunden an
Wie reagieren Kunden auf höhere Preise bei Lebensmitteln, die auch die "wahren Kosten" berücksichtigen? Der Discounter Penny hat das getestet. Die Ergebnisse.
Der Discounter Penny hatte Ende Juli 2023 für eine Woche bei neun ausgewählten Produkten die "wahren" Preise kassiert. Sie sollten den Betrag darstellen, der bei Berücksichtigung aller durch die Produktion verursachten Umweltschäden eigentlich berechnet werden müsste.
Die Produkte vom Käse bis zum Wiener Würstchen wurden dadurch um bis zu 94 Prozent teurer. Bio-Produkte erhielten niedrigere Aufschläge. Die Handelskette wollte damit nach eigenen Angaben mehr Bewusstsein für die Umweltbelastungen durch die Lebensmittelproduktion schaffen.
Im Rahmen der Grünen Woche in Berlin sind nun die Ergebnisse der "Wahre-Kosten-Aktion" vorgestellt wurden. Demnach sind die Verkaufszahlen nicht so stark gesunken wie erwartet. Für die Untersuchung waren 2.255 Personen vor und nach der Aktionswoche zu ihrem Kaufverhalten befragt worden. Die Studie wurde von Wissenschaftlern der Technischen Hochschule Nürnberg und der Universität Greifswald durchgeführt.
Verkaufszahlen vor allem im Osten rückläufig
Die Verkäufe der Produkte sind der Untersuchung zufolge in ganz Deutschland gesunken. Kunden kauften die Produkte vor allem wegen des Preises nicht: 85 Prozent sagten, er sei zu hoch gewesen. In den neuen Bundesländern war der Rückgang der Verkaufszahlen mit bis zu 70 Prozent besonders stark. Im Westen und Süden Deutschlands sind die Verkäufe der Aktionsprodukte verhältnismäßig am wenigsten gesunken, vielerorts waren es nur bis zu 50 Prozent. Diese regionalen Unterschiede könnten auf verschiedene Faktoren wie Einkommen oder Interesse an Nachhaltigkeit zurückgeführt werden, schreiben die Wissenschaftler.
Der Studie zufolge haben 64 Prozent der Befragten von der Penny-Aktion mitbekommen. Bei jedem Zweiten hat diese demnach das Bewusstsein für die wahren Kosten von Lebensmitteln geführt. 46 Prozent gaben an, die Kampagne sei lediglich Marketing und habe keine positiven Auswirkungen.
Spende fürs Klima als Verkaufsargument
Dass die Verkaufszahlen nicht so stark gesunken sind, wie bei derart großen Preisaufschlägen erwartet wurde, ist den Studienautoren zufolge auch auf die flankierende Wissenschaftskommunikation und die Verbindung mit der Spende zurückzuführen. 84 Prozent der Kunden, die die Produkte trotz Preiserhöhung kauften, gaben an, dass die Spende ein starker Grund gewesen sei.
Die Mehreinnahmen – aufgestockt um eine Unternehmensspende von 50.000 Euro –spendete die zur Rewe-Gruppe gehörende Kette für ein Projekt zum Klimaschutz und zum Erhalt familiengeführter Bauernhöfe im Alpenraum. Laut Penny kamen dabei insgesamt mehr als 370.000 Euro zusammen.
- Nachrichtenagentur dpa